- Beim Konsekutivdolmetschen trennt sich die Spreu vom Weizen – hier zeigen sich die wahren Könner des Metiers.
- Simultandolmetscher übersetzen „gleichzeitig“. Oder ist ein guter Simultandolmetscher wirklich immer einen Satz voraus?
- Auch wenn „nur“ Verhandlungsdolmetschen gefragt ist: Gute Dolmetscher erkennt man an ihrem Fingerspitzengefühl und ihrem Gespür für Details und Nuancen. Exzellente Sprachkenntnisse sind nur ihr Werkzeug – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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„Ach – Sie sind Synchronübersetzer?“
„Sind Sie dann einer dieser Montandolmetscher?“
„Sie gehören zu diesen ausgefallenen Sprachakrobaten?“
„Dann waren Ihre Eltern sicher zweisprachig…“ Andere Beobachter bezeichnen uns als Simultansprecher. Oder als Simultanübersetzer.
Gemeint ist immer dasselbe, so dass man meinen möchte, auf die genaue Bezeichnung komme es am Ende gar nicht an. Dennoch sei an dieser Stelle ein wenig zur terminologischen Trennschärfe beigetragen.
Das Simultandolmetschen – Die gängigste und auch sichtbarste Form des Dolmetschens – abgesehen von der klassischen Gesprächssituation – ist heute das Simultandolmetschen. Davon sollte jedoch nur die Rede sein, wenn die Dolmetscher in einer eigenen Kabine sitzen und das Gesagte über Kopfhörer anhören, um es „gleichzeitig“ in ihrer Zielsprache in ein Mikrofon zu sprechen.
Eine Ausnahme bildet das simultane Arbeiten mit der sogenannten Führungs- oder Flüsteranlage, zugunsten derer besonders bei häufigen Ortswechseln auf die Kabine verzichtet wird und mit der die Dolmetscher nur einseitig ihre mit einem Empfänger ausgestatteten Zuhörer ansprechen können. Angesichts der mangelnden Abschirmung sprechen die Dolmetscher hier gerne von einem Simultandolmetschen unter erschwerten Bedingungen und meiden diesen Modus, wenn ganze Arbeitstage angesagt sind.
Das Konsekutivdolmetschen – Die echte Königsdisziplin des Dolmetschens!
Hier zeigen sich die wahren Könner. Den Leser mag diese Einstufung überraschen, hält er doch die Simultanarbeit oftmals für die höchste Kunst des Dolmetschens. Dabei arbeitet der Konsekutivdolmetscher unmittelbar vor den Augen seiner Zuhörer. Jedes Stocken, jede Unsicherheit beeinträchtigt seine Leistung. Kein Abducken in der Kabine ist möglich, wenn einmal ein Wort fehlt oder – schlimmer noch – wenn ein Gedanke des Redners nicht verstanden wurde. Nur ein souveräner Dolmetscher, nur eine sichere Persönlichkeit kann das Konsekutivdolmetschen so beherrschen, dass es am Ende sogar Applaus gibt.
Honi soit qui mal y pense – selbst gestandene Simultandolmetscher lassen sich immer wieder mit Unpässlichkeit entschuldigen, wenn am Rande einer Fachtagung unerwartet der große Konsekutiveinsatz vor versammeltem Publikum ansteht.